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슈티프터의 <알록달록한 돌들>의 위대한 것과 소소한 것의 시학과 어린이 인물과의 관계 연구 : Die Kinderfiguren in der Konstellation des Großen und Kleinen in Adalbert Stifters Bunte Steine
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- Authors
- Issue Date
- 2013
- Publisher
- 서울대학교 인문대학 독일학연구소
- Citation
- 독일어문화권연구, Vol.22, pp. 35-65
- Keywords
- 아달베르트 슈티프터 ; 알록달록한 돌들 ; 비더마이어 ; 온화한 법칙 ; 어린이 ; 교육 ; 숭고 ; 순수성 ; Adalbert Stifter ; Bunte Steine ; Biedermaier ; das sanfte Gesetz ; Kinder ; Erziehung ; das Erhabene ; Reinheit
- Abstract
- Die Vorrede von Bunten Steinen nimmt eine Schlüsselstellung in der
gesamten Literatur Adalbert Stifters ein. In der Vorrede behauptet Stifter,
dass die groß wirkenden Erscheinungen der Natur wie Erdbeben, Sturm,
Blitz, Brände usw. nicht größer, ja eigentlich kleiner als die scheinbar
gewöhnlichen Zustände der Dinge seien, weil jene Erscheinungen nur
„Wirkungen viel höherer Gesetze seien, nämlich des welterhaltenden Gesetzes,
das Stifter das sanfte Gesetz nennt. Dieses sanfte Gesetz gilt genauso für das
Leben des Menschen. Ein gelassenes, durch das sanften Gesetz geleitendes
sittliches Leben führen zu können sei das eigentlich Große, ja größer als ein
spektakuläres Leben. Jenes unscheinbare, aber eigentlich große Leben zur
Darstellung zu bringen mache die Aufgabe des Dichters aus.
Stifters Ansichten über das Verhältnis zwischen dem Kleinen und dem
Großen sind in ihrem Kern pädagogische und politische Kunstansichten, die
besonders für Kinder und Jugendlichen gelten sollen. Bekanntlich ist Bunte
Steine eine Kindern zugedachte Erzählsammlung, gleichsam wie ein buntes
festliches Geschenkpaket für Kinder. Was die Kinder in den Erzählungen
erleben, sind aber nicht Spiel oder Abenteuer, sondern allerlei Katastrophen.
Stifters ahnungslose Kinder werden von Hagelgewittern, Feuersbrunst (Katzensilber),
Pest (Granit), Überschwemmung (Kalkstein) und Schneegestöber (Bergkristall)
überrascht oder sie fallen der ausweglosen, vom Wahnsinn getriebenen
Erziehung des Vaters (Turmalin) - oder, um etwas weniger Schlimmes zu nennen, der Pechschmiere und daraufhin der Züchtigung der Mutter (Granit) -
zum Opfer. Steckt darin Stifters pädagogische Absicht, seinen jungen
Freunden die Tugend der Überwindung des Leidens beizubringen?
Um etwas daraus lernen zu können, erscheinen manche Katastrophen als
allzu gewaltig - das Überleben wird als Wunder beschrieben - und die Kinderfiguren
treten bereits als durchaus gutmütig und gehorsam auf. Sie scheinen keine
Züchtigung zu brauchen, um zum guten Menschen erzogen zu werden. Wenn
man die gängige und auch überzeugende Deutung berücksichtigt, dass der
Einbruch der Katastrophe bei Stifter oft mit einer Grenzverletzung zu tun
habe und daher als göttliche Bestrafung verstanden werden könne, sind die
Katastrophen, die Kinder betreffen, eher fragwürdig.
Die Figuration der Kinder in der Katastrophe stellt nach der in der
Vorrede geäußerten Weltansicht ein Kontrastbild des Groß-Scheinenden, das
aber eigentlich klein ist, mit dem Klein-Scheinenden, das aber groß ist, dar.
Zur Beweisung der Ansicht, dass das Kleine nicht kleiner als das Große sei,
muss gezeigt werden, dass das Kleine dem Großen standhält. Kinder sind
eine Figur dieses Kleinen. Die Kinder, die unter den Reisigbündeln den
Hagelschauer überleben können, sind ein exemplarisches Sinnbild für Stifters
Verständnis des eigentlich Großen. Der Knabe, der in Pest allein überlebt, ist
ebenfalls ein Beweis der Stifterschen Weisheit. Auch im Bergkristall
verkörpert das kleine Geschwisterpaar die von Stifter gedachte Größe, indem
es den mächtig wirkenden Schneesturm überlebt und schließlich die zwei
gegeneinander feindseligen Dörfer zu einer friedlichen Versöhnung bringt.
Die in Katzensilber und Bergkristall auftretenden Katastrophen sind
gleichsam ein pädagogisches Theater der Natur, in jenem sanften Gesetz,
dessen Kehrseite aber gewaltige, zerstörende Kraft ist, lebendig zu
unterweisen. Die Kinder erscheinen einerseits als die reinsten Schüler dieser
Lehre, die sie nicht einmal lernen müssen, weil sie ihrem Wesen innewohnt,
andererseits als gar nicht dazu berechtigt, weil ihre Kindlichkeit bzw. Den Kindern fehlt nicht die von Stifter gewünschte Sittlichkeit, sondern
die Sprache, oder genauer gesagt ihr Gebrauch in der kommunikativen
Funktion. Ihnen ist das Vermögen des Begreifens der Dinge noch nicht
gegeben. Ihre Naivität beruht auf dem blinden Glauben der Worte. Sie
horchen auf die Worte der anderen ohne Kritik oder Reflexion. Was die
wortkargen Kinder hauptsächlich tun, ist eher das Sehen.
Der kinderlose Schriftsteller ist dafür bekannt, Kinder zu lieben, und sie
oft zu seiner literarischen Darstellung zu bringen. Seine Kinderliebe scheint
aber eher auf seiner Ansicht zu beruhen, dass die Kinder nicht revolutionieren,
oder nicht erwachsen (sollen). An dieser Stelle ist zu fragen, ob dahinter
wohl nicht die Faszination des Dichters steckt, in den scheinbar großen,
mächtigen, fürchterlichen Katastrophen die nichts Böses ahnenden Kinder zu
sehen. Stifter sagt, dass wir Menschen durch die Befolgung des Sittengesetzes
in der ganzen Menschheit uns erhoben gefühlt hätten. Kinder sind aber kein
Subjekt dieses Gefühls des Erhabenen, sondern eher ein Gegenstand der
Betrachtung, der zum Gefühl des Erhabenen bringen kann. Stifters Kinder
erscheinen aus diesem ästhetischen Interesse daher oft als in ihrem reinen
Kindersein erstarrt.
Auch wenn das Verirren der Kinder im Eisberg in Bergkristall von
niemandem betrachtet wird, steht Stifters ästhetisches Interesse an der
literarischen Zurschaustellung dieses Unfalls im Zentrum der Erzählung. In
dieser Hinsicht verraten seine Erzählungen zu gewissem Grad eine Unverträglichkeit
mit seinem ästhetischem, moralischen und pädagogischen Programm, das
darin besteht, weniger augenfällige als vielmehr gewöhnliche, alltägliche
Dinge, nämlich die Welt des sanften Gesetzes zur Darstellung zu bringen,
und dadurch den Kindern eine eine heitere freundliche Stunde zu machen.
- ISSN
- 1229-7135
- Language
- Korean
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